DE SACELLO LOCI FURTI DICTI und Das Geländedenkmal „slos Schawersperg“: Unterschied zwischen den Seiten

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''Erschienen im Altstadtbläddla 47 (2013/2014) S. 30 - 31 von Robert Grüning (überarbeitete Fassung)''
''Erschienen im Altstadtbläddla 40 (2006/2007) von Thomas Werner (überarbeitete Fassung)''




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Am '''Tag des offenen Denkmals''' versuchte die Arbeitsgruppe Archäologie in Fürth anhand von Führungen durch das Gelände der [http://www.openstreetmap.org/node/974127886 Burgstelle Schauerberg bei Emskirchen] auf eine Denkmalgattung aufmerksam zu machen, die in dieser Veranstaltungsreihe nur nebenbei Beachtung findet – das Geländedenkmal. Ohne auf den Rechtsbegriff selbst einzugehen wurde ein Spezialfall des Denkmals vorgestellt, dessen Schutzbedürfnis nicht so offen zu Tage tritt wie beispielsweise beim Baudenkmal, da zunächst unklar ist, wo diese Denkmalgruppe anzutreffen ist und was sich alles dahinter verbirgt. Zu den bekanntesten Geländedenkmälern zählen Grabhügel, Abschnittswälle, Burgställe, Landwehren aber auch Hohlwege und Steinbrüche können dazu gehören. Sie werden im Landesamt für Denkmalpflege listenmäßig erfasst und stehen unter Denkmalschutz, worauf vor Ort nicht immer hingewiesen wird.
|[[Datei:Heilig-Grab-Kapelle_-_hervorgehobene_Allegorien.jpg|rahmenlos|Ausschnitt aus einem Boener-Stich 1705; Repro Grüning]]
Ausschnitt aus einem Boener-Stich 1705<br>
Repro Grüning
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Der nachfolgende Text ist die Schilderung zu einem äußeren Gestaltungselement der Heiliggrabkapelle Fürths auf dem Stich Johann Alexander Böhners aus dem frühen 18. Jahrhundert. Robert Grüning entdeckte das Gestaltungselement Ende 2012 im Rahmen seiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der Arbeitsgruppe Archäologie Fürth.


== Johann Alexander Böhner ==
Im Fall der Burgstelle Schauerberg, die nur 3,5 km in nordwestlicher Richtung hinter der Landkreisgrenze über Laubendorf liegt, spricht man von einem Geländedenkmal, weil durch Einwirkung des Menschen die Struktur der Oberfläche im Gelände ('''Abb.1''') sichtbar verändert wurde. Anhand historischer Quellen, volkstümlicher Überlieferung und Bodenfunden sind Ursache und Zweck dieser Veränderungen bekannt. Es handelt sich um eine historische Stätte und damit um die Form einer Geschichtsquelle, die sich in keinem Archiv aufbewahren lässt. Sie muss für nachfolgende Generationen erhalten bleiben. Die AG hat im Laufe des Jahres 2005 durch eine topographische Aufnahme des Denkmals mit Hilfe eines Tachymeters ('''Abb.2''') dazu beigetragen, dass die '''schleichende Erosion durch Moto-Cross-Fahrer''' dokumentiert werden kann. Archäologische Funde ('''Abb.3'''), die dabei gemacht wurden, beziehen sich allerdings nur auf die letzte Phase des Burgenbaus. Unterstützung fanden wir im Geotechnischen Büro Dr. Tarasconi, der durch Messung von Widerständen im Erdmagnetfeld Erkenntnisse zu unterirdischen, architektonischen Strukturen im Burggelände beitragen konnte. Diese Befunde müssen allerdings noch ausgewertet werden.


Der Nürnberger J. A. Böhner fertigte bis 1708 einen Bildband über den Marktflecken Fürth unter dem Titel „''Kurzer Bericht von dem Alterthum und Freyheiten des freyen Hof=Markts Fürth samt denen Prospecten des Hof=Marktes, der Kirchen, der vornehmsten Gebäue und der umligenden Gegend an den Tag gelegt von Johann Alexander Boener 1705''“. Auf dem Prospekt „''St. Michaelis -Kirch von mitternacht samt der Capelle Zum Heiligen Grab''“ sind die Heiliggrabkapelle, St. Michaelis mit Grabstätten und einige Fachwerkhäuser aus nördlicher Richtung mit Blick nach Süden abgebildet. Der Schattenwurf auf dem Bild verdeckt die Eingangsseite der Kapelle erheblich und deutet darauf hin, dass die Szene wahrscheinlich einen Vormittag im Sommer wiedergibt.
== Name und Funktion der Burg ==


== Abbildung der Kapelle ==
Die Benennung der Burganlage ist eng verknüpft mit dem Ort unterhalb – Schauerberg (heute Altschauerberg). Das geht unter Berücksichtigung, dass die Wortbedeutung von Burg und Berg ursprünglich gleich war, daraus hervor wie in den Quellen von ihr gesprochen wird: Im ältesten Urbar<ref>Monumenta Boica XLVII. Bd., NF. Bd. 1, 1902, S. 81 – 87</ref> des Burggrafentums Nürnberg von '''1361 wird sie erstmalig aufgeführt''': „Ze Schaurberg under der Puerg“. Der Text bezieht sich hier auf den Ort nicht auf die Burg. Dennoch wird man davon ausgehen müssen, dass mit der Bezeichnung „Schauerberg“ die Burg gemeint ist und nicht der Ort. 1364 vererbte '''Elisabeth von Henneberg''', die als Witwe des Burggrafen '''Johann II''' die Burg bewohnte, der Äbtissin von Kloster Birkenfeld, ihrer Tochter<ref>Funk, W.: Schauerberg, Eppala, Eppeleinruine oder Königstein? in: Die Heimat. Organ d. Hist. Ver. Neustadt an der Aisch u. Umgebung Nr. 24-25, 1940, o.S. Dort finden sich auch die entsprechenden Belege</ref>, „daz grozze bett zu Schauerberg“. Das stand sicherlich auf der Burg. Ob mit dieser Verknüpfung das antike Vorbild von Akropolis und Suburbium (Unterstadt) Pate stand, muss dahingestellt bleiben. Die abgestufte gesellschaftliche Gliederung der Ansiedlung in Form von Terrassen vom Burgberg bis zur Hauptstraße in Altschauerberg ('''Abb.4''') ist auf einer Ansicht von 1910 noch gut zu beobachten<ref>Befindet sich im Besitz des heutigen Eigentümers Herrn Schweighofer, Altschauerberg, dem zu danken ist</ref>. Die archäologischen Funde von der Burg, die bisher gesammelt wurden, lassen sich laut Ortsakte im Bayerischen Landesamt für Denkmalspflege bis ins 11./12. Jhd. zurückdatieren<ref>O.A. im BLfD Nr. 6430-0003</ref>, während der Ortsname „Scurberg“ aus dem 10. Jahrhunderts zu stammen scheint<ref>Bach, A.: Deutsche Namenkunde. Bd. II,1. § 389</ref> und sich mit Sicherheit auf Schauerberg bezieht, da ca. 400 m nördlich der Schauerberger Mühle karolingische Siedlungsfunde des 8./9. Jahrhunderts entdeckt worden sind<ref>O.A. im BLfD Nr. 6430-0024</ref>, die den Landnahmeprozess bestätigen. Hier steht das Bestimmungswort im Namen als ein althochdeutsches „scūr“ (mhd. schur) in der Bedeutung von Scheuer, Wetterdach<ref>Zur Bedeutung und Ausbreitung vgl. Kretschmer, P.: Wortgeographie der hochdeutschen Umgangssprache, Göttingen 1918, S. 407 f.</ref>. Auch wenn man ab diesem Zeitpunkt damit begonnen hatte, landwirtschaftliche Anlagen zu befestigen ohne den Status von Burgen zu erreichen, wird man in Betrachtung der heutigen Oberflächenstruktur erkennen, dass ein Unterschied besteht zu einer ursprünglich befestigten Zehntscheuer. Die hügelartig herausragende Hauptburg umgeben von einem Wall-Graben-System, das auch eine sichel- bis hufeisenförmige Vorburg einbezieht, weist auf eine der frühen Turmburgen, die sich von Frankreich über ganz Mitteleuropa ausgebreitet haben. Solche sogenannten „Motten“ oder „Donjons“ erlebten ihre Blütezeit im 11. – 12. Jahrhundert - was auch mit den ältesten Funden von der Burg übereinstimmt - und waren Sitz des Landadels als Zentren von Rodungsgebieten und Landesausbau<ref>Zum Begriff „Motte“ siehe: H. Hinz in: Lexikon des Mittelalters. dtv-Ausgabe Bd. VI. Sp. 873 f.</ref>. Das erklärt auch, warum Schauerberg bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts ein eigenständiges Amt war, das noch im gleichen Jahrhundert an Emskirchen verloren ging. Der Ausbau der Burg bis hin zum Altersruhesitz der alten Burggräfin lässt aber erkennen, dass ein Wandel der Burganlage stattgefunden haben muss, die in ihrer Schlussphase durchaus einem Vergleich mit der Cadolzburg standgehalten hätte. Die ursprüngliche Funktion als Zehntscheuer war aber bis dahin nicht aufgegeben worden und in Folge der Auflösung des Amtes Schauerberg  beschwerten sich 1464 die Bauern aus Markterlbach, dass sie ihre Abgaben in den „Kasten“ nach Cadolzburg schaffen sollten, die sie vorher „zwe vogthey auf das slos Schawersperg“ geantwortet hatten<ref>Vgl. Funk w.o. Anm. 2</ref>. Nachdem die Burg ihre Funktion als Vogtei- und Amtssitz unter markgräflicher Herrschaft verloren hatte, verfiel sie, denn der Einzelfund eines spätmittelalterlichen Schwertes „am Fuß der Ruine Schauerburg“ ist kein Beleg für eine gewaltsame Zerstörung<ref>O.A. im BLfD Nr. 6430-0010</ref>. Das 1504 in Nürnberg zusammengestellte Verzeichnis strategischer Punkte: „Gelegenhait der landschaft mitsampt den furtten und helltten darinne“ führt „Schuersperck“ als „markgreffisch und freysch Emskirchen“ auf<ref>Hrsgg. v. F. Schnelbögl u. H.H. Hofmann in: Schriftenreihe der Altnürnberger Landschaft Bd. 1, 1952, S. 8</ref>, womit anscheinend nur noch die Ortschaft gemeint ist – die ursprüngliche Bedeutung der Burg spielte keine Rolle mehr.


Von der Kapelle ist die Eingangsseite und die nördliche Seitenwand dargestellt. Das Gebäude ist von einer hölzernen Absperrung umgeben, sodass der Zutritt nur an der Eingagstür möglich ist. An der Seitenwand sind zwei Fensterbögen im romanischen Stil mit Versatz von der Eingangsseite eingelassen. Hoch über der Tür befindet sich im Giebel ebenfalls ein romanischer Fensterbogen. Die Fenster sind eindeutig als Butzenscheibenfenster erkennbar. Auf dem Dach sind an der Eingangsseite ein bedachtes Glockentürmchen mit Wetterfähnchen und ein Kreuz an der entgegengesetzten Seite angebracht. Girlandenartige Ausschmückungen befinden sich unterhalb den Fenstern. Die bisher nicht erkannte gestalterische Besonderheit direkt über der Tür ist ein Figurenpaar, das im Folgenden genauer betrachtet wird.
== Volkstümliche Eppeleinsruine ==


== Figuren über der Tür ==
Die im Volksmund verbreitete Bezeichnung „Eppala“ unterstellt eine Beziehung des Appolonius (Eppelein auch Ekkelein genannt) von Gailingen<ref>Zum Namen siehe: Müllner, J.: Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623. Teil II in: Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg. Bd. 11, 1984, S. 84 f.</ref> zur Burg Schauerberg, für die es quellenkundlich keine Belege gibt. Es ist daher danach zu fragen, wie sich die Bezeichnung durchgesetzt hat und worauf sie beruht, denn der Volksmund feiert manchmal seine Helden anders als die offizielle Geschichtsschreibung vorgibt und auch die Sagenbildung muss irgendwann einen Anfang gehabt haben. Als 1940 der Nürnberger Historiker '''Wilhelm Funk''' eine Untersuchung zu diesem Thema durchgeführt hatte<ref>Vgl. oben Anm. 2</ref>, konnte er feststellen, dass die Benennung Einzug gefunden hatte in die heimatkundliche Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts, ohne dass die Autoren ihre Angaben mit den entsprechenden Quellen belegt hätten. Aufgrund von Flurnamensbezeichnungen in der Umgebung von Buchklingen „Geuling“ und „Geulingäcker“ konnte er nicht ausschließen, dass das Geschlecht von Gailingen hier einmal die Grundherrschaft ausgeübt hatte. Von dem Eintrag „Gailingen“ auf seiner Generalstabskarte 1:50000 in der Nähe von Schauerberg liess sich nicht mehr feststellen, ob er aufgrund der Benennung aus dem Volksmund erfolgte oder ein alter Flurname vorlag. Eppelein selbst kann die Burg nie besessen haben, da sie zu seinen Lebzeiten bereits burggräflich war. Er wurde um 1320 geboren<ref>Die Lebensdaten siehe: Stadtlexikon Nürnberg hrsgg. v. M. Diefenbacher u. R. Endres Nürnberg 1999, S. 249</ref>, während der Burggraf '''Friedrich IV''' von Nürnberg 1324 den „Schurberch“ unter seinen Erwerbungen aufgeführt hatte<ref>Schwammberger, A.: Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken (bis 1361). In: Erlanger Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte. Bd. 16, 1932, S. 60</ref>. Wenn das Geschlecht der Gailingen hier einmal Grundbesitz gehabt hätte, käme demzufolge als Zeitraum nur der Abschnitt zwischen der Anlage im 11./12. Jahrhundert und der Übernahme durch die Burggrafen im 14. Jahrhundert in Frage. Dennoch ist der Bezug zum Eppelein in der Volksseele erhalten geblieben, dass im Raum steht, ob die Besitzrechte an der Burg bei dieser volkstümlichen Überlieferung überhaupt eine Rolle gespielt haben. Um hier etwas mehr Klarheit zu gewinnen, ist es notwendig, die Quellen zu den zeitgenössischen Akteuren nach der Frage auszuwerten, ob zeitliche Überschneidungen vorhanden sind, die ein Ereignis erhellen, das wert war im Volksmund lebendig zu bleiben:


Auf dem oberen Türrahmen sitzen zwei Figuren, deren Beine zur jeweiligen Seite neigen und angewinkelt sind. Die '''linke Figur''' (gelb) fasst mit ihrer linken Hand ihr linkes Knie und stützt sich mit der rechten Hand nach hinten hin ab. Der Kopf neigt sich leicht zur linken Schulter. Dagegen hat die '''rechte Figur''' (grün) den linken Arm zum Bauch hin geführt und stützt sich mit ihrer rechten Hand ab. Zwischen beiden sitzenden Figuren scheint sich '''ein Objekt''' (rot) zu befinden, welches etwa die Größe eines Kopfes jener Figuren hat. Merkmale, die Rückschlüsse auf das Geschlecht zulassen, sind nicht erkennbar. Ebenso sind keine Gegenstände auffindbar, die als Erkennungsmerkmale zur Identifizierung der Figuren herangezogen werden können.


== Identität der Figuren ==
# Als Burggraf '''Friedrich V''', der Enkel des oben genannten Friedrich IV, ab dem Herbst 1361 die zu erwartenden Einkünfte im Amt Schauerberg aufzeichnen ließ, waren '''Heinrich von Seckendorff''' in Emskirchen und fünf Verwandte mit der „Burghut“ auf der Burg Schauerberg (Sicherheit und Schutz) belastet<ref>Zum ältesten Urbar der Burggrafen siehe Anm. 1</ref>. Da jener Heinrich, dem das Amt bisher zugeschrieben wurde<ref>Rechter, G.: Die Seckendorff.  Quellen und Studien  zur Genealogie und Besitzgeschichte Bd. 1 in: Veröffentlichungen der Ges. f. fränk. Geschichte. Reihe IX, Bd. 36, 1987, S. 21 f.</ref>, bereits verstorben war, ist anzunehmen, dass der Burggraf dessen gleichnamigen Sohn gemeint hat, der am 7.3.1398 gestorben ist<ref>Rechter w.o. Anm. 17, S. 33 f.</ref>.
# Das Geschlecht der Gailingen gehörte zum altfränkischen Landadel und scheint unter den Machthabern der Region, besonders den Grafen von Hohenlohe und den Nürnberger Burggrafen, völlig aufgerieben worden  zu sein. In dem von 1370 bis 1377 andauernden Konflikt zwischen Burggrafentum und Hohenlohe stand der „Ekkelein von Gailingen“ aufseiten der Hohenlohe gegen die Burggrafen. Durch ständige Überfälle trug er sich in der offiziellen Geschichtsschreibung  den Ruf eines Raubritters ein, was aber anscheinend in der breiten Bevölkerung so nicht empfunden wurde, da er wahrscheinlich nur die Befehle seines Dienstherrn befolgte. Als 1377 ein Vergleich zwischen den Kontrahenten Hohenlohe und Burggrafen ausgehandelt worden war, verlor der Eppelein aufgrund der Räubereien einen Großteil seiner Güter zum Teil auf Veranlassung des Kaisers<ref>Siehe Funk w.o. Anm. 2</ref>. Ob dies die Ursache für einen Überfall auf Bürger der Reichsstadt Rothenburg o.d. Tauber im gleichen Jahr war oder nicht, bleibt unbekannt. Wichtig ist aber, dass er danach Unterschlupf fand bei Heinrich von Seckendorff<ref>Rechter w.o. Anm. 17, S. 34. Die verwandtschaftlichen Beziehungen lassen sich aus dem Register erschließen.</ref>, den man als einen entfernten Verwandten des Eppelein bezeichnen kann und der zu diesem Zeitpunkt die „Burghut“ auf der Burg Schauerberg inne hatte, selber wohl im väterlichen Haus in Emskirchen oder auf eigenem Gut in Dürnnbuch wohnte.
# Das Jahr 1377, als sich Eppelein von Gailingen bei Heinrich von Seckendorf aufhielt, wird in den Quellen als Sterbejahr der alten Burggräfin Elisabeth von Henneberg angegeben<ref>http://genealogy.euweb.cz/hohz/hohenz1.html</ref>. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass die Burg in diesem Jahr vakant war.


Es stellt sich die dringende Frage nach der Identität der Figuren: Wer wurde hier abgebildet? Engel werden üblicherweise mit Flügeln dargestellt, die hier fehlen. Apostelfiguren halten zumeist Gegenstände, die sie erkennbar machen, z. B. ein Schlüssel für Petrus. Die Haltung der Dargestellten wirkt mehr zart als kraftprotzend. Die angewinkelten Beine und die Hand am Knie könnten ein Hinweis sein, dass es sich um weibliche Charaktere handelt. Dass keine Attribute zu erkennen sind, kann der künstlerischen Genauigkeit oder der tatsächlichen Platzierung der Attribute geschuldet sein. Zweifelhaft wäre die Annahme, dass das Figurenpaar '''Sapientia''' (Weisheit) und '''Scientia''' (Wissenschaft) abgebildet sei. Dagegen würde das Paar '''Ecclesia''' (Christentum) und '''Synagoga''' (Judentum), wie es dieses auch am Bamberger Dom<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Ecclesia_und_Synagoge</ref> bspw. gibt, gerade in Fürth mit seiner jüdischen Gemeinde zu einer spannenden Diskussion führen. Eine andere Möglichkeit ist, dass es sich um '''trauernde Frauen''' handelt – vergleichbar den Klageweibern. Beispiele hierfür sind am Grabmonument für Urban VIII. in der Peterskirche (Rom), am Grabmal für Kardinal Richelieu in der Chapelle de la Sorbonne (Paris)<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Armand-Jean_du_Plessis,_duc_de_Richelieu#Tod</ref> und auch am Grabmal des Fürstbischofs F. Christian von Plettenberg im Dom (Münster)<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Christian_von_Plettenberg#Bauten</ref> zu finden. Da es sich bei der Kapelle um das Patronat „Heiliges Grab“ handelte, sollten auch Personen in Betracht gezogen werden, die eine Beziehung zum Grab Christus' und zur Kreuzigung haben. Hierfür kommen unter anderem '''Maria''' und '''Magdalena''' in Frage, die mit dem Apostel '''Johannes''' als Trauernde beim Kreuz als „Kreuzigungsgruppe“ z. B. im Bamberger Dom<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Bamberger_Dom#Barockisierung</ref> bekannt sind.
Das Objekt, das in ihrer  Mitte ist, legt aufgrund der runden Form und der zwei schwarzen Flecken die Annahme nahe, dass es sich um einen Totenschädel handelt. Möglich wäre aber auch, dass ein Wappenschild oder eine Krone zentral auf dem Türrahmen thront.


== Zeitliche Einordnung ==
Obwohl letztendlich nicht exakt zu belegen, ergibt sich für das Jahr 1377 aus den urkundlichen Quellen eine Konstellation, die einen kurzfristigen Aufenthalt des Eppelein von Gailingen auf der Burg Schauerberg zulassen würde. Die damit zusammenhängende Verletzung der burggräflichen Rechte könnte vom Volk als Erfolg oder Streich des ungerecht behandelten Eppelein interpretiert worden sein und sich so in der Volksseele festgesetzt haben. Der Groll des Burggrafen über den für ihn peinlichen Vorfall, lässt sich aus den Quellen wie folgt herauslesen: Hatte die alte Burggräfin 1361 in ihrem Testament verfügt, dass die Untertanen in Schauerberg von der Steuer freizuhalten sind, so erhielten die Schauerberger 1373 noch eine ausdrückliche Bestätigung<ref>Funk w.o. Anm. 2 zit. Monumenta Zollerana IV, 220, S. 252</ref> der Steuerfreiheit durch den Burggrafen, vier Jahre vor dem oben genannten Vorfall. Ein Jahr danach 1378 war das Amt Schauerberg in einer erneuten Auflistung der burggräflichen Einkünfte mit „160 guldein“ beschwert<ref>Funk w.o. Anm. 2 zit. Monumenta Zollerana VIII, 330, S. 223</ref>. Im Vergleich dazu hatte die Aufstellung von 1361 nur knapp 40 fl (Gulden) ohne Naturalien an Einkünften eingebracht, wenn man den Idealkurs von 1 fl = 240 hlr (Heller) zugrunde legt. Hätte der Burggraf hier Milde walten lassen und eine Anhebung der Steuern nicht um das Vierfache bewirkt, wäre der Vorfall sicherlich in Vergessenheit geraten.
 
Eine Hilfe kann die Eingrenzung der kunsthistorischen Epoche sein. Die Kapelle ist den Fensterbögen nach ein romanischer Bau, was den frühestmöglichen Anbringungszeitraum festlegt. Die gegenwärtige Kunstepoche ist im frühen 18. Jhr. der Barock. So kommen Romanik, Gotik, Renaissance und Barock als Schaffungszeiträume vorerst in Betracht. Allerdings erkennt auch der Laie sehr schnell, dass die mit angewinkelten Beinen sitzende Haltung, die Figurenpositionierung und die Abbildungsgröße weder für die Romanik noch für die Gotik typisch sind.  Diese sind charakteristisch durch stehende, auf einem Sockel platzierte und nicht auf diese Weise lebendig wirkende Figuren (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCrstenportal_am_Bamberger_Dom Portalfiguren am Bamberger Dom]). Menschliche Figuren sind in der Renaissance feiner ausgearbeitet, wirken durch das Studium der Anatomie realistisch und werden perspektivisch angeordnet. Diese Merkmale gelten ebenso für den Barock, wobei sie in ihm zu ihrer Vollendung kommen.


== Fazit ==
== Fazit ==


Zum gegenwärtigen Untersuchungsstand ist bekannt, dass auf Böhners Stich zwei menschliche Figuren mit einem Objekt zwischen ihnen auf dem Türrahmen der Heiliggrabkapelle von Fürth abgebildet sind. Das Figurenpaar sowie das Objekt sind nicht identifiziert, weil es an symbolischen Gegenständen und bisher auch an bekannten Vergleichswerken sowie Ableitungen aus dem Patronat  fehlt. Als Entstehungszeitraum kommt der Barock, vielleicht auch noch die Renaissance, infrage. Grundsätzlich gilt Böhner als ein wahrheitsgetreuer Künstler. Wer sich aber mit seinen Werken auch nur flüchtig beschäftigt, stellt fest, dass er Detailfehler machte. Daraus lässt sich ableiten, dass die Figuren an sich tatsächlich existierten.
Ob die Burg aus Spott über verloren gegangene Privilegien oder im Gedenken an eine ungerecht behandelte Person ihren volkstümlichen Namen erhalten hat, lässt sich nicht mehr feststellen. Das Geländedenkmal als einzigartige Geschichtsquelle muss aber im Interesse aller erhalten bleiben und darum geschützt werden.


== Danksagung ==
== Quellen ==


Herzlichen Dank für die Zusammenarbeit an Herrn Dr. Martin Schramm, der als Amtsleiter des Stadtarchives die Publikation des Stichausschnittes erlaubte. Ebenfalls herzlichen Dank an Herrn Hans-Otto Schmitz sowie die Arbeitsgruppe Archäologie Fürth.
<references />


[[Kategorie:Altstadtbläddla-Artikel]]
[[Kategorie:Publikation]]
[[Kategorie:Publikation]]
[[Kategorie:Altstadtbläddla-Artikel]]
[[Kategorie:Burg Schauerberg]]
[[Kategorie:Heilig-Grab-Kapelle]]

Version vom 2. April 2018, 20:38 Uhr

Erschienen im Altstadtbläddla 40 (2006/2007) von Thomas Werner (überarbeitete Fassung)


Am Tag des offenen Denkmals versuchte die Arbeitsgruppe Archäologie in Fürth anhand von Führungen durch das Gelände der Burgstelle Schauerberg bei Emskirchen auf eine Denkmalgattung aufmerksam zu machen, die in dieser Veranstaltungsreihe nur nebenbei Beachtung findet – das Geländedenkmal. Ohne auf den Rechtsbegriff selbst einzugehen wurde ein Spezialfall des Denkmals vorgestellt, dessen Schutzbedürfnis nicht so offen zu Tage tritt wie beispielsweise beim Baudenkmal, da zunächst unklar ist, wo diese Denkmalgruppe anzutreffen ist und was sich alles dahinter verbirgt. Zu den bekanntesten Geländedenkmälern zählen Grabhügel, Abschnittswälle, Burgställe, Landwehren aber auch Hohlwege und Steinbrüche können dazu gehören. Sie werden im Landesamt für Denkmalpflege listenmäßig erfasst und stehen unter Denkmalschutz, worauf vor Ort nicht immer hingewiesen wird.


Im Fall der Burgstelle Schauerberg, die nur 3,5 km in nordwestlicher Richtung hinter der Landkreisgrenze über Laubendorf liegt, spricht man von einem Geländedenkmal, weil durch Einwirkung des Menschen die Struktur der Oberfläche im Gelände (Abb.1) sichtbar verändert wurde. Anhand historischer Quellen, volkstümlicher Überlieferung und Bodenfunden sind Ursache und Zweck dieser Veränderungen bekannt. Es handelt sich um eine historische Stätte und damit um die Form einer Geschichtsquelle, die sich in keinem Archiv aufbewahren lässt. Sie muss für nachfolgende Generationen erhalten bleiben. Die AG hat im Laufe des Jahres 2005 durch eine topographische Aufnahme des Denkmals mit Hilfe eines Tachymeters (Abb.2) dazu beigetragen, dass die schleichende Erosion durch Moto-Cross-Fahrer dokumentiert werden kann. Archäologische Funde (Abb.3), die dabei gemacht wurden, beziehen sich allerdings nur auf die letzte Phase des Burgenbaus. Unterstützung fanden wir im Geotechnischen Büro Dr. Tarasconi, der durch Messung von Widerständen im Erdmagnetfeld Erkenntnisse zu unterirdischen, architektonischen Strukturen im Burggelände beitragen konnte. Diese Befunde müssen allerdings noch ausgewertet werden.

Name und Funktion der Burg

Die Benennung der Burganlage ist eng verknüpft mit dem Ort unterhalb – Schauerberg (heute Altschauerberg). Das geht unter Berücksichtigung, dass die Wortbedeutung von Burg und Berg ursprünglich gleich war, daraus hervor wie in den Quellen von ihr gesprochen wird: Im ältesten Urbar[1] des Burggrafentums Nürnberg von 1361 wird sie erstmalig aufgeführt: „Ze Schaurberg under der Puerg“. Der Text bezieht sich hier auf den Ort nicht auf die Burg. Dennoch wird man davon ausgehen müssen, dass mit der Bezeichnung „Schauerberg“ die Burg gemeint ist und nicht der Ort. 1364 vererbte Elisabeth von Henneberg, die als Witwe des Burggrafen Johann II die Burg bewohnte, der Äbtissin von Kloster Birkenfeld, ihrer Tochter[2], „daz grozze bett zu Schauerberg“. Das stand sicherlich auf der Burg. Ob mit dieser Verknüpfung das antike Vorbild von Akropolis und Suburbium (Unterstadt) Pate stand, muss dahingestellt bleiben. Die abgestufte gesellschaftliche Gliederung der Ansiedlung in Form von Terrassen vom Burgberg bis zur Hauptstraße in Altschauerberg (Abb.4) ist auf einer Ansicht von 1910 noch gut zu beobachten[3]. Die archäologischen Funde von der Burg, die bisher gesammelt wurden, lassen sich laut Ortsakte im Bayerischen Landesamt für Denkmalspflege bis ins 11./12. Jhd. zurückdatieren[4], während der Ortsname „Scurberg“ aus dem 10. Jahrhunderts zu stammen scheint[5] und sich mit Sicherheit auf Schauerberg bezieht, da ca. 400 m nördlich der Schauerberger Mühle karolingische Siedlungsfunde des 8./9. Jahrhunderts entdeckt worden sind[6], die den Landnahmeprozess bestätigen. Hier steht das Bestimmungswort im Namen als ein althochdeutsches „scūr“ (mhd. schur) in der Bedeutung von Scheuer, Wetterdach[7]. Auch wenn man ab diesem Zeitpunkt damit begonnen hatte, landwirtschaftliche Anlagen zu befestigen ohne den Status von Burgen zu erreichen, wird man in Betrachtung der heutigen Oberflächenstruktur erkennen, dass ein Unterschied besteht zu einer ursprünglich befestigten Zehntscheuer. Die hügelartig herausragende Hauptburg umgeben von einem Wall-Graben-System, das auch eine sichel- bis hufeisenförmige Vorburg einbezieht, weist auf eine der frühen Turmburgen, die sich von Frankreich über ganz Mitteleuropa ausgebreitet haben. Solche sogenannten „Motten“ oder „Donjons“ erlebten ihre Blütezeit im 11. – 12. Jahrhundert - was auch mit den ältesten Funden von der Burg übereinstimmt - und waren Sitz des Landadels als Zentren von Rodungsgebieten und Landesausbau[8]. Das erklärt auch, warum Schauerberg bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts ein eigenständiges Amt war, das noch im gleichen Jahrhundert an Emskirchen verloren ging. Der Ausbau der Burg bis hin zum Altersruhesitz der alten Burggräfin lässt aber erkennen, dass ein Wandel der Burganlage stattgefunden haben muss, die in ihrer Schlussphase durchaus einem Vergleich mit der Cadolzburg standgehalten hätte. Die ursprüngliche Funktion als Zehntscheuer war aber bis dahin nicht aufgegeben worden und in Folge der Auflösung des Amtes Schauerberg beschwerten sich 1464 die Bauern aus Markterlbach, dass sie ihre Abgaben in den „Kasten“ nach Cadolzburg schaffen sollten, die sie vorher „zwe vogthey auf das slos Schawersperg“ geantwortet hatten[9]. Nachdem die Burg ihre Funktion als Vogtei- und Amtssitz unter markgräflicher Herrschaft verloren hatte, verfiel sie, denn der Einzelfund eines spätmittelalterlichen Schwertes „am Fuß der Ruine Schauerburg“ ist kein Beleg für eine gewaltsame Zerstörung[10]. Das 1504 in Nürnberg zusammengestellte Verzeichnis strategischer Punkte: „Gelegenhait der landschaft mitsampt den furtten und helltten darinne“ führt „Schuersperck“ als „markgreffisch und freysch Emskirchen“ auf[11], womit anscheinend nur noch die Ortschaft gemeint ist – die ursprüngliche Bedeutung der Burg spielte keine Rolle mehr.

Volkstümliche Eppeleinsruine

Die im Volksmund verbreitete Bezeichnung „Eppala“ unterstellt eine Beziehung des Appolonius (Eppelein auch Ekkelein genannt) von Gailingen[12] zur Burg Schauerberg, für die es quellenkundlich keine Belege gibt. Es ist daher danach zu fragen, wie sich die Bezeichnung durchgesetzt hat und worauf sie beruht, denn der Volksmund feiert manchmal seine Helden anders als die offizielle Geschichtsschreibung vorgibt und auch die Sagenbildung muss irgendwann einen Anfang gehabt haben. Als 1940 der Nürnberger Historiker Wilhelm Funk eine Untersuchung zu diesem Thema durchgeführt hatte[13], konnte er feststellen, dass die Benennung Einzug gefunden hatte in die heimatkundliche Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts, ohne dass die Autoren ihre Angaben mit den entsprechenden Quellen belegt hätten. Aufgrund von Flurnamensbezeichnungen in der Umgebung von Buchklingen „Geuling“ und „Geulingäcker“ konnte er nicht ausschließen, dass das Geschlecht von Gailingen hier einmal die Grundherrschaft ausgeübt hatte. Von dem Eintrag „Gailingen“ auf seiner Generalstabskarte 1:50000 in der Nähe von Schauerberg liess sich nicht mehr feststellen, ob er aufgrund der Benennung aus dem Volksmund erfolgte oder ein alter Flurname vorlag. Eppelein selbst kann die Burg nie besessen haben, da sie zu seinen Lebzeiten bereits burggräflich war. Er wurde um 1320 geboren[14], während der Burggraf Friedrich IV von Nürnberg 1324 den „Schurberch“ unter seinen Erwerbungen aufgeführt hatte[15]. Wenn das Geschlecht der Gailingen hier einmal Grundbesitz gehabt hätte, käme demzufolge als Zeitraum nur der Abschnitt zwischen der Anlage im 11./12. Jahrhundert und der Übernahme durch die Burggrafen im 14. Jahrhundert in Frage. Dennoch ist der Bezug zum Eppelein in der Volksseele erhalten geblieben, dass im Raum steht, ob die Besitzrechte an der Burg bei dieser volkstümlichen Überlieferung überhaupt eine Rolle gespielt haben. Um hier etwas mehr Klarheit zu gewinnen, ist es notwendig, die Quellen zu den zeitgenössischen Akteuren nach der Frage auszuwerten, ob zeitliche Überschneidungen vorhanden sind, die ein Ereignis erhellen, das wert war im Volksmund lebendig zu bleiben:


  1. Als Burggraf Friedrich V, der Enkel des oben genannten Friedrich IV, ab dem Herbst 1361 die zu erwartenden Einkünfte im Amt Schauerberg aufzeichnen ließ, waren Heinrich von Seckendorff in Emskirchen und fünf Verwandte mit der „Burghut“ auf der Burg Schauerberg (Sicherheit und Schutz) belastet[16]. Da jener Heinrich, dem das Amt bisher zugeschrieben wurde[17], bereits verstorben war, ist anzunehmen, dass der Burggraf dessen gleichnamigen Sohn gemeint hat, der am 7.3.1398 gestorben ist[18].
  2. Das Geschlecht der Gailingen gehörte zum altfränkischen Landadel und scheint unter den Machthabern der Region, besonders den Grafen von Hohenlohe und den Nürnberger Burggrafen, völlig aufgerieben worden zu sein. In dem von 1370 bis 1377 andauernden Konflikt zwischen Burggrafentum und Hohenlohe stand der „Ekkelein von Gailingen“ aufseiten der Hohenlohe gegen die Burggrafen. Durch ständige Überfälle trug er sich in der offiziellen Geschichtsschreibung den Ruf eines Raubritters ein, was aber anscheinend in der breiten Bevölkerung so nicht empfunden wurde, da er wahrscheinlich nur die Befehle seines Dienstherrn befolgte. Als 1377 ein Vergleich zwischen den Kontrahenten Hohenlohe und Burggrafen ausgehandelt worden war, verlor der Eppelein aufgrund der Räubereien einen Großteil seiner Güter zum Teil auf Veranlassung des Kaisers[19]. Ob dies die Ursache für einen Überfall auf Bürger der Reichsstadt Rothenburg o.d. Tauber im gleichen Jahr war oder nicht, bleibt unbekannt. Wichtig ist aber, dass er danach Unterschlupf fand bei Heinrich von Seckendorff[20], den man als einen entfernten Verwandten des Eppelein bezeichnen kann und der zu diesem Zeitpunkt die „Burghut“ auf der Burg Schauerberg inne hatte, selber wohl im väterlichen Haus in Emskirchen oder auf eigenem Gut in Dürnnbuch wohnte.
  3. Das Jahr 1377, als sich Eppelein von Gailingen bei Heinrich von Seckendorf aufhielt, wird in den Quellen als Sterbejahr der alten Burggräfin Elisabeth von Henneberg angegeben[21]. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass die Burg in diesem Jahr vakant war.


Obwohl letztendlich nicht exakt zu belegen, ergibt sich für das Jahr 1377 aus den urkundlichen Quellen eine Konstellation, die einen kurzfristigen Aufenthalt des Eppelein von Gailingen auf der Burg Schauerberg zulassen würde. Die damit zusammenhängende Verletzung der burggräflichen Rechte könnte vom Volk als Erfolg oder Streich des ungerecht behandelten Eppelein interpretiert worden sein und sich so in der Volksseele festgesetzt haben. Der Groll des Burggrafen über den für ihn peinlichen Vorfall, lässt sich aus den Quellen wie folgt herauslesen: Hatte die alte Burggräfin 1361 in ihrem Testament verfügt, dass die Untertanen in Schauerberg von der Steuer freizuhalten sind, so erhielten die Schauerberger 1373 noch eine ausdrückliche Bestätigung[22] der Steuerfreiheit durch den Burggrafen, vier Jahre vor dem oben genannten Vorfall. Ein Jahr danach 1378 war das Amt Schauerberg in einer erneuten Auflistung der burggräflichen Einkünfte mit „160 guldein“ beschwert[23]. Im Vergleich dazu hatte die Aufstellung von 1361 nur knapp 40 fl (Gulden) ohne Naturalien an Einkünften eingebracht, wenn man den Idealkurs von 1 fl = 240 hlr (Heller) zugrunde legt. Hätte der Burggraf hier Milde walten lassen und eine Anhebung der Steuern nicht um das Vierfache bewirkt, wäre der Vorfall sicherlich in Vergessenheit geraten.

Fazit

Ob die Burg aus Spott über verloren gegangene Privilegien oder im Gedenken an eine ungerecht behandelte Person ihren volkstümlichen Namen erhalten hat, lässt sich nicht mehr feststellen. Das Geländedenkmal als einzigartige Geschichtsquelle muss aber im Interesse aller erhalten bleiben und darum geschützt werden.

Quellen

  1. Monumenta Boica XLVII. Bd., NF. Bd. 1, 1902, S. 81 – 87
  2. Funk, W.: Schauerberg, Eppala, Eppeleinruine oder Königstein? in: Die Heimat. Organ d. Hist. Ver. Neustadt an der Aisch u. Umgebung Nr. 24-25, 1940, o.S. Dort finden sich auch die entsprechenden Belege
  3. Befindet sich im Besitz des heutigen Eigentümers Herrn Schweighofer, Altschauerberg, dem zu danken ist
  4. O.A. im BLfD Nr. 6430-0003
  5. Bach, A.: Deutsche Namenkunde. Bd. II,1. § 389
  6. O.A. im BLfD Nr. 6430-0024
  7. Zur Bedeutung und Ausbreitung vgl. Kretschmer, P.: Wortgeographie der hochdeutschen Umgangssprache, Göttingen 1918, S. 407 f.
  8. Zum Begriff „Motte“ siehe: H. Hinz in: Lexikon des Mittelalters. dtv-Ausgabe Bd. VI. Sp. 873 f.
  9. Vgl. Funk w.o. Anm. 2
  10. O.A. im BLfD Nr. 6430-0010
  11. Hrsgg. v. F. Schnelbögl u. H.H. Hofmann in: Schriftenreihe der Altnürnberger Landschaft Bd. 1, 1952, S. 8
  12. Zum Namen siehe: Müllner, J.: Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623. Teil II in: Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg. Bd. 11, 1984, S. 84 f.
  13. Vgl. oben Anm. 2
  14. Die Lebensdaten siehe: Stadtlexikon Nürnberg hrsgg. v. M. Diefenbacher u. R. Endres Nürnberg 1999, S. 249
  15. Schwammberger, A.: Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken (bis 1361). In: Erlanger Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte. Bd. 16, 1932, S. 60
  16. Zum ältesten Urbar der Burggrafen siehe Anm. 1
  17. Rechter, G.: Die Seckendorff. Quellen und Studien zur Genealogie und Besitzgeschichte Bd. 1 in: Veröffentlichungen der Ges. f. fränk. Geschichte. Reihe IX, Bd. 36, 1987, S. 21 f.
  18. Rechter w.o. Anm. 17, S. 33 f.
  19. Siehe Funk w.o. Anm. 2
  20. Rechter w.o. Anm. 17, S. 34. Die verwandtschaftlichen Beziehungen lassen sich aus dem Register erschließen.
  21. http://genealogy.euweb.cz/hohz/hohenz1.html
  22. Funk w.o. Anm. 2 zit. Monumenta Zollerana IV, 220, S. 252
  23. Funk w.o. Anm. 2 zit. Monumenta Zollerana VIII, 330, S. 223