Restaurierung von Eisen und Restaurierung von Keramik: Unterschied zwischen den Seiten

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Für die chloridbelasteten archäologischen Eisenfunde wird die alkalische Sulfidreduktion zur Entsalzung als gängiges chemisches Waschverfahren angewendet. Diese Sparte der Archäologie ist ziemlich komplex, deshalb ist eine nähere Betrachtung nötig, ohne zu sehr in´s Detail zu gehen. Für die Ehrenamtlichen Organisationen und nichtstaatlichen Archäologen sind wegen der finanziellen Einschränkungen  Grenzen gesetzt, da wir nicht über die umfangreichen Mittel zur Restaurierung verfügen. Deshalb wird hier nur auf die allgemeinen uns möglichen Methoden eingegangen.
Seit dem Abschluss der Grabungsarbeiten in der Königstraße 17 widmen wir uns der Nachbereitung. Eine der zeitaufwändigen Arbeitsabfolgen stellt sich so dar:


== Durchführung ==
# '''Funde waschen''' - Hierbei sind Funde gesondert zu reinigen, die durch Reaktion mit Wasser Schaden nehmen können (z.B.: Eisenteile oder empfindliche, poröse Materialien)
# '''Funde beschriften''' - Es gibt hierzu je nach Material verschiedene Techniken. Gewisse Institutionen haben einen zeitsparenden Laser. Wir müssen jedes Teil mit der Hand beschriften und die Oberfläche vorbereiten.
# '''Funde rekonstruieren''' - Klassisches Beispiel ist das Zusammensetzen tönerner Objekte.


Die zu entsalzenden Eisenrelikte werden in einem Bad aus alkalischer Lösung in einer Mischung aus Natriumhydroxid ( Natronlauge NaOH ) und Natriumsulfit ( Na2SO3 ) in Verbindung mit entionisiertem Wasser in einer Edelstahlwanne behandelt.Es ist je nach Zustand des Objekts natürlich notwendig, vor dem Bad etwaige Rostschichten und Anhaftungen vorsichtig abzulösen und organische Einschlüsse zu entfernen.
Zwei Punkte sind von Bedeutung. Die Vorbereitung beginnt bereits vor der Grabung und zieht sich durch diese. Das bedeutet, dass mit der Entscheidung, wo eine Sondage gezogen werden soll, auch ein Verlust an Rekonstruktionsmaterial festgelegt wird. Somit können später bspw. Gefäße nicht mehr vollständig zusammengesetzt werden. Als Nächstes ist das disziplinierte Auflesen auch kleinster Funde zu würdigen. Je genauer hingesehen wird, trotz knapper Zeit, desto befriedigender wird das Rekonstruktionsergebnis am Ende sein.


Die Effektivität dieser Maßnahme kann durch Erwärmung des Bades auf ca. 50° - 60° C wesentlich gesteigert werden. Um eine Filmbildung auf der Oberfläche desReliktes zu verhindern, kann man Luft über eine Membranpumpe, wie sie für Aquarien üblich ist, einleiten. Selbstverständlich muß das Bad regelmässig alle 3 bis 4 Wochen erneuert werden, da sonst die chemische Reaktion an Wirkung verliert. Je nach Zustand kann der Entsalzungsvorgang 5 bis 15 Wochen und mehr betragen.
Zweitens ist jeder oben genannte Arbeitsschritt abhängig vom Fundumfang zeitintensiv und birgt eine unvermeidliche Monotonie. Von daher ist Unterhaltung mit den Kolleginnen und Kollegen sehr willkommen. Eifer bedarf es beim Zusammensetzen von Keramikscherben, insbesondere, wenn diese sehr kleinteilig zerschlagen sind und in großer Zahl aufgelesen wurden.


Am Ende der Behandlung wird das Eisenobjekt mit neutralem Wasser gut gespült, um die restlichen Chemiekalien zu entfernen. Zur weiteren Behandlung ist eine vollständige Trocknung über mehrere Tage notwendig.
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Königstraße_17_Ofenkachel_003.JPG|Drei verschiedene Ofenkacheln im Rekonstruktionsprozess
 
Königstraße_17_Ofenkachel_001.JPG|Innenansicht einer Ofenkachel
Anschließend wird eine Konservierung mit Tannin ( Gerbsäure ) durchgeführt und nach abermaliger Trocknung in einer Paraffinlösung getränkt. Es ist darauf zu achten, dass die Wachsschicht nur ganz dünn aufgetragen wird. Nach einer letztmaligen Trocknung ist die Konservierung beendet. Das alles bitte mit der erforderlichen Sorgfalt unter Berücksichtigung der einschlägigen Sicherheitsbestimmungen behandeln!
Königstraße_17_Ofenkachel_002.JPG|Außenansicht einer Ofenkachel
 
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== Literatur ==
 
S.Kaufhold, 2011, alkalische Sulfitreduktion, Untersuchungen zur Anwendung für die Entsalzung von archäologischen Metallkompositobjekten.
 
 
Bernhard M. Böhme


[[Kategorie:Aktuelles]]
[[Kategorie:Aktuelles]]
[[Kategorie:Restaurierung]]
[[Kategorie:Restaurierung]]
[[Kategorie:Rekonstruktion]]

Version vom 25. März 2018, 00:00 Uhr

29.11.2012

Seit dem Abschluss der Grabungsarbeiten in der Königstraße 17 widmen wir uns der Nachbereitung. Eine der zeitaufwändigen Arbeitsabfolgen stellt sich so dar:

  1. Funde waschen - Hierbei sind Funde gesondert zu reinigen, die durch Reaktion mit Wasser Schaden nehmen können (z.B.: Eisenteile oder empfindliche, poröse Materialien)
  2. Funde beschriften - Es gibt hierzu je nach Material verschiedene Techniken. Gewisse Institutionen haben einen zeitsparenden Laser. Wir müssen jedes Teil mit der Hand beschriften und die Oberfläche vorbereiten.
  3. Funde rekonstruieren - Klassisches Beispiel ist das Zusammensetzen tönerner Objekte.

Zwei Punkte sind von Bedeutung. Die Vorbereitung beginnt bereits vor der Grabung und zieht sich durch diese. Das bedeutet, dass mit der Entscheidung, wo eine Sondage gezogen werden soll, auch ein Verlust an Rekonstruktionsmaterial festgelegt wird. Somit können später bspw. Gefäße nicht mehr vollständig zusammengesetzt werden. Als Nächstes ist das disziplinierte Auflesen auch kleinster Funde zu würdigen. Je genauer hingesehen wird, trotz knapper Zeit, desto befriedigender wird das Rekonstruktionsergebnis am Ende sein.

Zweitens ist jeder oben genannte Arbeitsschritt abhängig vom Fundumfang zeitintensiv und birgt eine unvermeidliche Monotonie. Von daher ist Unterhaltung mit den Kolleginnen und Kollegen sehr willkommen. Eifer bedarf es beim Zusammensetzen von Keramikscherben, insbesondere, wenn diese sehr kleinteilig zerschlagen sind und in großer Zahl aufgelesen wurden.